«Im Unperfektem kann sich das Göttliche entfalten»

Gerne möchte ich erzählen, wie ich zu dieser Aussage komme.

Seit gut einer Woche bin ich zurück von meinen «Schreib-Ferien». Eine liebe Freundin bot mir an, während ihrer Ferienabwesenheit bei ihnen zuhause zu wohnen, damit ich mir Zeit zum Schreiben nehmen kann. Was für ein Geschenk! Ich konnte mein Glück kaum fassen!

Die herrliche Wohnlage mit Blick auf den See, der schöne Balkon und der kleine Wilde Garten. Die besten und schönsten Voraussetzungen für meine Schreib-Ferien. Mit grosser Freude habe ich mich auf diese Zeit eingelassen.

Was schreiben anbelangt, habe ich keine grossen Erfahrungen. Ich weiss einfach, dass ich gerne losschreibe, wenn ich irgendwelche Impulse dazu erhalte. Jedoch weiss ich nicht, wie ich damit umgehen soll, wenn ich dafür plötzlich so viel Zeit und Raum zur Verfügung bekomme. Klar ist, mein Kopf ist grad voll mit Impulsen und diese wollen auf irgendeine Art und Weise auf Papier kommen.

Ich bin ein ziemlich strukturierter Mensch, welcher gerne plant und mir nicht selten selbst, die eine oder andere Regel auferlegt. So war es auch in diesen Schreib-Ferien. Ich hatte mir dies und das vorgenommen, wollte diese Zeit so gut wie möglich nutzen. Voller Eifer arbeitete ich Tag für Tag ziemlich strukturiert daran.

Eines Tages kam es wie es kommen musste – nichts ging mehr! Obwohl so viel in mir drin war, konnte ich nichts mehr «Downloaden». Fertig. Ich konnte es nicht verstehen. Versuchte krampfhaft zu überlegen, woran es liegen könnte.

Da kam mir der kleine, wilde Garten zu Hilfe.

Die heissen Temperaturen liessen mich jeden Morgen in den Garten gehen, um ihn zu bewässern. Dieser kleine, wilde Garten verzauberte mich jedes Mal. Er blühte kunterbunt und wunderschön. Die Schmetterlinge und Bienen flogen von einer Blüte zur anderen, es war herrlich diesem Treiben zuzusehen. Als ich an diesem einen Morgen so dastand und von dieser unperfekten, natürlichen Schönheit völlig eingenommen war, wurde mir schlagartig bewusst, dass dieser Garten deswegen so verzaubert aussieht, weil alles so wild und unkontrolliert ist! Hier kann sich all das entfalten und blühen, was möchte und so, wie es möchte. Niemand zupft da oder dort an etwas herum oder erstellt ein geordnetes Beet neben dem anderen. Niemand trennt die eine Blumensorte von der anderen, macht einen Plan was, wann, wie und wo wachsen kann. Sondern alles erscheint zufällig und in diesem Unperfektem Umfeld bekommt alles seinen Platz. Dieser kleine Garten ist pure Inspiration für Pflanzen und Tiere. Hier an diesem Ort, trifft das göttliche auf nahrhaften Boden und kann sich entfalten.

Genau das wollte es mir sagen.

Wenn du deine Inspirationen auf nahrhaften Boden bringen willst und möchtest, dass sie erblühen können, dann lass dich frei darauf ein und strukturiere weniger. Lass dich tragen vom natürlichen Fluss, so findet alles seinen Platz.

Im Unperfektem kann sich das Göttliche entfalten.

Von da an versuche ich meine Planung und Struktur fürs Schreiben etwas loszulassen. Immer in Erinnerung daran, dass wenn ich mich frei leiten lasse, meine Gedanken auf fruchtbaren und natürlichen Boden treffen werden.

Ich bin diesem kleinen, wilden Garten aus tiefem Herzen dankbar!

< Zurück