Wenn man von Polarität spricht, dann kommt uns schnell das Symbol von Yin und Yang in den Sinn. Hell und dunkel. Licht und Schatten. Laut und leise. Tag und Nacht. Männlich und weiblich. Diese Aufzählung könnte unendlich weitergeführt werden, denn (quasi) alles findet irgendwo ein polares Gegenstück. Energetisch gesehen bedeutet das, dass die Energien entgegengesetzt und sogleich auch ergänzend sind. Dabei gibt es keine Wertung, was besser oder schlechter ist. Umso klarer jeder Pol in seiner eigenen Energie ist, umso entgegengesetzter kann er dem anderen Pol gegenüber sein – dies erzeugt ein Maximum an Spannung.

In jedem Pol befindet sich immer auch etwas vom Entgegengesetzten – das ist im Symbol von Yin und Yang gut erkennbar. In der schwarzen Hälfte ist ein weisser Punkt und umgekehrt ebenso. Dieses Symbol wird auch als Harmonie-Symbol verwendet.

Wir brauchen beide Qualitäten, um in unserer vollen Kraft zu sein. Wir können nicht nur in der Yang Energie, im Tun, im Handeln, im Aussen, im Bewegen sein, wir müssen auch die Yin Qualitäten von Ruhe, Rückzug und Innehalten leben.

Es geht darum sich bewusst zu werden, dass es den anderen Pol gibt, diesen in seiner eigenen Kraft zu respektieren und als das zu akzeptieren, was es ist. Aus diesem Aspekt heraus ist es dann möglich, einander zu ergänzen und in Harmonie zu kommen. Je klarer die einzelnen Pole sind und je deutlicher sie voneinander getrennt sind, umso kraftvoller wird der Spannungsbogen zwischen den beiden.

Zwei Beispiele aus der Natur:

Habt ihr die Nacht schon einmal als tiefe, dunkle, stille Nacht erlebt? Keine Lichtverschmutzung, keine Geräusche von Motoren, Eisenbahn etc.? Wir verbringen ab und zu eine Woche Urlaub auf einer Alp, weit abgelegen in einem wunderschönen Hochtal in Graubünden. Nachts ist man da komplett allein. Man hört nichts, ausser ab und zu das Rascheln eines Tieres. Es ist dunkel. Und in dieser Dunkelheit leuchten die Sterne heller den je – so etwas habe ich zuvor noch nie gesehen.

Je dunkler es ist, desto strahlender sind die Sterne. Ganz einfach.

Zweites Beispiel: Ein starkes Gewitter, dunkle Regenwolken, viel Regen – dann blinzelt von irgendwoher die Sonne durch, es entsteht etwas Magisches: der Regenbogen. Je dunkler das Gewitter und je heller die Sonne, umso bunter und klarer sehen wir den Regenbogen.

Diese zwei Beispiele zeigen auf, das Polarität ergänzend ist und, dass umso deutlicher die einzelnen Energien sind, umso klarer bringen sie sich gegenseitig zum Scheinen, oder lassen gar etwas Neues daraus entstehen.

In meiner Arbeit, wo ich mich mit dem Bewusstsein über das Vorhandensein unserer Seele beschäftige, frage ich mich nun: Was ist das polare Gegenstück zur Seele? Hier auf dieser Erde ist es der menschliche Körper.

Die Seele ist unsichtbar. Der Körper ist sichtbar.

Die Seele ist energetisch wahrnehmbar. Der Körper physisch spürbar.

Die Seele ist unendlich. Der Körper ist vergänglich.

Die Seele stellt man sich federleicht vor. Den Körper eher schwer.

Die Sprache der Seele ist leise. Jene des Körpers unüberhörbar.

Diese Auflistung zeigt, dass Körper und Seele unterschiedlicher nicht sein könnten. Und genau diese starke Gegensätzlichkeit macht die wertvolle Kraft in uns Menschen aus. Wir müssen uns nur bewusst sein, dass wir beides sind: Körper und Seele. Das wir das nicht trennen können oder müssen, sondern dass diese beiden Pole uns als Ganzes ausmachen.

Und wenn es uns gelingt der Seele ähnlich viel Aufmerksamkeit zu schenken wie dem Körper, dann bin ich überzeugt, erhalten wir Zugang zu dieser inneren Kraft und können daraus unendlich viel schöpfen.

Unser physischer Körper braucht die energetische Qualität der Seele und die Seele braucht die physischen Erlebnisse des Körpers, um sich zu entwickeln.

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